Ein raffinierter Plan: „Don Pasquale“ am Theater Magdeburg

Wenn die Produktionen des Musiktheaters in der aktuellen Spielzeit am Theater Magdeburg eines sind, dann bunt und unterhaltsam. Mit Gaetano Donizettis „Don Pasquale“ wird eine weitere Oper auf die Magdeburger Bühne gebracht, die nicht nur musikalisch viel zu bieten hat, sondern auch interessante Charaktere beinhaltet. Kann die Inszenierung von Christian Poewe mit den anderen Musikstücken der Spielzeit mithalten?

Der wohlhabende Don Pasquale (Stephanos Tsirakoglo) wünscht sich seit Jahren eine Ehefrau. Auch aus dem Grund, weil er seinem Neffen Ernesto (Jonathan Winell/Benjamin Lee) die Erbschaft nicht gönnt. Aufgrund seines hohen Alters möchte ihm sein Hausarzt Malatesta (Gocha Abuladze) helfen. Er stellt ihm seine verwitwete Schwester Norina (Julie Martin du Theil / Hyejin Lee) als Braut vor. Doch diese wird ihm vom Doktor als Sofronia vorgestellt. Malatesta heckt nämlich einen raffinierten Plan aus. Norina soll Don Pasquale unter falschem Namen heiraten – doch nur zum Schein. Danach soll sie Pasquale das Leben erschweren…

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Ernesto (Jonathan Winell, 2. v. r.) hat genug von seinem habgierigen Onkel Pasquale.; Foto: Andreas Lander

Bei musikalischen Komödien kommt es nicht nur auf die Stimmen der Solisten an, sondern auch auf deren Persönlichkeit, die sie auf der Bühne verkörpern. Für die Besetzungen einer Oper wie „Don Pasquale“ muss man viel Feingefühl und ein Gespür für Details beweisen. Regisseur Christian Poewe ist dies exzellent geglückt – und zwar in jeder Hinsicht. Er entführt die Zuschauer in eine pompöse Welt, ohne dabei zu übertreiben. Das kommt auch der Handlung zugute. Es geht um Reichtum, Sehnsucht, Liebe und Verzweiflung. All das spiegelt sich auch in der faszinierenden Kulisse von Christiane Hercher und den schlichten und gleichzeitig auch extravaganten Kostümen von Lena Brexendorf. Svetloslav Borisov als Musikalischer Leiter spielt zusammen mit der Magdeburgischen Philharmonie den Solisten in die Karten und lässt die Musiker glänzen.

Mit Stephanos Tsirakoglo hat Poewe eine Titelrolle gefunden, die als Paradebeispiel vorangehen kann. Der Bass-Bariton verkörpert seine Figur so, als hätte er sie nie einstudieren müssen. Seine Stimme in Kombination mit seiner Präsenz ist einfach herausragend. Schon nachdem sich der Vorhang öffnet und das Publikum ihn zum ersten Mal erblickt, hat er diese auf seiner Seite. Tsirakoglo nimmt sich selbst nicht allzu ernst und das macht ihn unfassbar sympathisch. Auch Gocha Abuladze als Malatesta hat zusammen mit Julie Martin du Thell, welche Norina am Premierenabend sang, einige Glanzmomente. Beide haben sichtlich Spaß an ihren Rollen. Wer ein wenig unter den Protagonisten am Abend der Erstaufführung untergeht, ist Jonathan Winell als Ernesto. Er ist zwar immer präsent, sobald er die Bühne betritt, aber man bekommt leicht das Gefühl, dass er sein Können ein wenig zurückschraubt, um seine Kollegen mehr glänzen zu lassen. Dabei ist seine Rolle ebenfalls sympathisch und er weiß seine Tenorstimme einzusetzen. Für den wohl skurillsten Auftritt der Oper sorgt Paul Sketris als ein Notar, der als italienischer Elvis Presley erscheint. Wen diese Interpretation kalt lässt, geht wahrscheinlich zum Lachen in den Keller.

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Malatesta (Gocha Abuladze, 2. v. r.) hat einen Notar (Paul Sketris, 2. v. l.) mitgebracht, um die Heirat zwischen Pasquale (Stephanos Tsirakoglou, links) und Norina alias Sofronia (Julie Martin du Thell, rechts) so schnell wie möglich zu vollziehen.; Foto: Andreas Lander

„Don Pasquale“ in der Inszenierung von Christian Poewe wird dem Magdeburger Publikum noch eine Weile im Gedächtnis bleiben. Dazu trägt nicht nur die Handlung und die Kulisse der Bühne des Opernhauses bei, sondern vor allem die grandiosen Solisten – allen voran die perfekt besetzte Titelrolle. Damit beweist das Theater Magdeburg erneut in dieser Spielzeit ein gutes Gespür für das Programm des Musiktheaters.

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