Ein neunjähriges Mädchen, welches seit über 70 Jahren Generationen von Kindern in ihren Bann zieht: Pippi Langstrumpf. Die Figur, die von Astrid Lindgren erschaffen wurde, ist auch noch heute bei vielen Kindern beliebt. Bücher und Filme sind sozusagen noch immer Pflicht. Aber auch auf der Bühne werden ihre Abenteuer gerne inszeniert. Für die Spielzeit 2017/2018 hat sich Grit Lukas dieser Aufgabe angenommen – mit Erfolg.
Nach einer langen Reise auf den Weltmeeren zieht Pippi (Pia-Micaela Barucki) in die Villa Kunterbunt – ohne ihre Eltern. Ihre Mutter ist im Himmel und ihr Vater auf See verschollen. Doch anstatt alleine lebt sie mit dem Pferd Kleiner Onkel (Cornelius Gebert) und dem Affen Herr Nilsson (Amadeus Köhli) in dem großen Haus. Als die gut erzogenen Nachbarskinder Tommy (Marian Kindermann) und Annika (Maike Schroeter) auf die unangepasste Neunjährige treffen, schließen sie sofort Freundschaft. Zusammen trotzen sie der lästigen Dame Frau Prysellius (Susi Wirth), die Pippi in ein Kinderheim stecken möchte und machen die Welt der Erwachsenen unsicher.

Ein Schauspiel für Kinder ab acht Jahren. Wer jetzt als Erwachsener also denkt, dass er sich nicht mehr von der sommersprossigen und wilden Neunjährigen verzaubern lassen kann, der irrt sich gewaltig. Mit Pia-Micaela Barucki hat Grit Lukas eine Pippi gefunden, die perfekter in die heutige Welt nicht reinpassen könnte. Sie verkörpert diese Rolle mit sehr viel Charme und beweist, dass Kinder sich von Erwachsenen nicht alles bieten lassen müssen. Altbekannte Witze funktionieren genau so gut wie Scherze aus der Neuzeit. Das stärkste Mädchen der Welt beißt sich auch in diesem Stück nicht auf die Zunge und hat immer einen passenden Konter parat. So haben nicht nur die kleinen Zuschauer etwas zu lachen, sondern auch die Erwachsenen, die ebenfalls mit dieser Figur aufgewachsen sind. Möglicherweise entdeckt der ein oder andere sogar sich selbst in der Figur der Pippi Langstrumpf wieder. Zumindest die, die sich auch heute nicht alles gefallen lassen. Aber auch die anderen Charaktere wurden mit viel Liebe für die Bühne konstruiert. So hat jede Rolle ihr bestimmtes Wiedererkennungsmerkmal. Grit Lukas liegt viel daran, den Figuren ihr ganz eigenes Profil zu geben. Gerade auch deswegen, weil viele der Schauspieler für das Stück in mehrere Rollen schlüpfen. Und es funktioniert ausgezeichnet. Allein das verleiht der Aufführung so viel Charme. Was auch auffallend ist: In der Crew von Kapitän Langstrumpf hat sich ein Charakter eingeschlichen, der einen auffallend homosexuellen Touch aufweist. Ob man solch eine Figur jungen Zuschauern zumuten kann, ist heute leider noch sehr umstritten. Doch da auch diese Menschen ganz normale Leute sind. Deswegen ist es wichtig ein Zeichen zu setzen. Es ist völliger Humbug sich die Frage zu stellen, ob es richtig oder falsch ist, solche Figuren einem jungen Publikum zu präsentieren oder nicht. Außerdem sorgen diese Rollen für ganz spezielle Lacher und kommen bei jeder Altersgruppe gut an.

Das Bühnenbild, welches von Leif-Erik Heine mit viel Liebe zum Detail entstand, lässt ebenfalls Groß und Klein träumen. Die Villa Kunterbunt, die ihren Namen alle Ehre macht, kann sich auch in wenigen Sekunden in einen vielfältigen Jahrmarkt verwandeln. Ein überdimensionales Sofa und eine gewaltige Kuckucksuhr sorgen ebenfalls für ausgelassene Lacher. Auch ein Schoner hat Platz neben der Villa Kunterbunt. Das ist aber noch längst nicht alles, was das Stück zu bieten hat. Auch die Kostüme von Henrike K. Fischer verleiht der Produktion einen gewissen Zauber.
Neben einer Menge Witz verspricht „Pippi Langstrumpf“ auch viele spannende Aktionen mit Spiel, Spaß und Musik. Aber neben dem ganzen Schabernack, der auf der Bühne getrieben wird, gibt es auch feinfühlige und berührende Momente. Diese Mischung zieht ganze Familien in den Bann und sorgt für einen unterhaltsamen Nachmittag oder Abend.
Tickets gibt es unter http://www.theater-magdeburg.de.
Ein Gedanke zu “2 mal 3 macht 4 – „Pippi Langstrumpf“ feiert Premiere im Schauspielhaus Magdeburg”