Der junge Ikarus (Daniel Klausner) ist seit einem Unfall querschnittsgelähmt. Es ist für ihn unmöglich seine Beine zu bewegen. Der Arzt versichert ihm, dass eine Heilung ausgeschlossen ist. Ikarus will das aber nicht wahrhaben. In der Reha-Klinik lernt er Francis (Cem Göktas) kennen. Dieser leidet an einer aggressiven Form von Multipler Sklerose. Obwohl beide kaum unterschiedlicher sein können, werden sie beste Freunde und teilen sich ein Zimmer in der Klinik. Während Ikarus ein eine ziemlich große Fresse hat und seine Mitmenschen gerne übel beleidigt, ist Francis eher verträumt, zurückhaltend und schreibt gerne Gedichte. Die beiden durchleben ihre Jugend- und die typischen Jungsprobleme – bis Francis aus der Klinik entlassen wird. Für Ikarus bricht eine Welt zusammen und er kann seine Wut nicht zurückhalten.

Das Leben ist nicht gerade leicht, wenn man körperliche Einschränkungen hat. Doch das sollte trotzdem kein Hindernis für ganz normale Dinge darstellen. Genau diese ganz alltäglichen Probleme, die diese Menschen (und vor allem Jugendlichen) haben, bringt Sergej Gößner in diesem Stück auf den Punkt. Er erzählt eine berührende Geschichte über zwei körperlich behinderte Jugendliche, die trotz ihres Schicksals eine normale Pubertät erleben und auf ihre ganz bestimmte Art und Weise damit umgehen. Sie bezeichnen sich selbst als „Mongos“; sehen diese Bezeichnung ironisch und nehmen sie selbst nicht zu ernst. Gößner hat mit Absicht einen provokanten Titel für das Jugendstück gewählt, weil er versuchen möchte, die Zuschauer ein wenig zu sensibilisieren. Das merkt man auch in den Textpassagen der Figuren, die an einigen Stellen sogar ziemlich obszön sind.

Als Ikarus muss Daniel Klausner seinen Mann stehen, obwohl er an seinen Rollstuhl gebunden ist. Meistens ist er der coole Draufgänger, aber sobald er sich in ein Mädchen verguckt, wird er ziemlich schüchtern. Und im nächsten Moment kann er auch schon wieder böse werden und seine Wut lautstark zum Ausdruck bringen. Aber er hat auch eine verletzliche Seite. Genau deswegen fesselt er gerade mit diesen Stimmungsschwankungen das Publikum. Er zeigt, dass auch Männer in manchen Situationen den Tränen freien Lauf und nicht immer nur den Macho raushängen lassen können. Cem Göktas hingegen verkörpert nicht nur die Rolle von Francis, sondern auch noch einige andere Personen, die in diesem Stück eine Rolle spielen. Mit einem Fingerschnips kann er sich von Francis in das Mädchen namens Jasmin verwandeln und auch in den von Ikarus gehassten Arzt, der als „Psycho“ bezeichnet wird. Genau diese Wandelbarkeit begeistert das Publikum, da die Wechsel der Situationen einwandfrei von der Regisseurin Grit Lukas inszeniert wurden. Beide Darsteller harmonieren miteinander und die gute Chemie kann auch der Zuschauer spüren. Man vergisst schnell, dass die Darsteller schon lange aus der Pubertät raus sind. Man fühlt mit ihnen und dafür muss man noch nicht mal körperlich eingeschränkt sein.
Da das Stück nur aus zwei Schauspielern besteht, kann es als mobile Produktion gezeigt werden. Egal ob in Klassenräumen, Krankenhäusern oder an ganz anderen Orten. Aber auch im Schauspielhaus Magdeburg kann man das Jugendstück besuchen. Aber Achtung für alle Eltern: Ihnen könnten an einigen Stellen die Ohren schlackern. Trotzdem ist es empfehlenswert, da dort Themen angesprochen werden, die jeder aus dem eigenen Haus kennt. Also nichts wie hin!
Tickets gibt es wie immer unter http://www.theater-magdeburg.de.
Ein Gedanke zu “Pubertäre Draufgänger in der mobilen Produktion „Mongos“”