Wie mich die East European Comic Con verzaubert hat

Ich kann mich noch an meinen ersten Arbeitstag bei der Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien erinnern. Als ich im Internet nach Veranstaltungen recherchierte, über die ich berichten könnte, stolperte ich über die East European Comic Con. Eigentlich hätte ich keine weitere Überzeugung gebraucht, um diese Veranstaltung zu besuchen. Dass Tom Wlaschiha einer der Stargäste sein sollte, war für mich dann noch ein Grund mehr zur Freude.

Comic Cons (CC) sind total angesagt. Nachdem die größte CC in San Diego immer erfolgreicher wurde und in aller Munde war, wurden in anderen Ländern kleinere Treffen für alle, die Comics, Serien, Filme, Mangas, Cosplay usw. lieben, ins Leben gerufen. Denn nicht jeder kann sich ein Ticket für San Diego leisten. Auch bei uns in Deutschland gibt es mehrere Conventions dieser Art. Diese finden meistens in Großstädten wie z.B. Berlin, Frankfurt oder auch Düsseldorf statt. Diese Events gehen meistens zwei bis drei Tage. Die Listen der Stargäste sind immer ziemlich lang. Die Preise für Autogramme und Fotos sind meistens überteuert. Wer sich anstatt ein normales Ticket ein Premium-Upgrade zulegt, muss in meinen Augen eine Menge Geld verdienen oder lange dafür sparen. Deswegen muss ich gestehen, dass ich eigentlich kein großer Fan dieser Conventions bin. Das hat aber auch noch mehrere Gründe. Dennoch finde ich diese Veranstaltungen für diese Kultur sinnvoll.

Meine erste CC erlebte ich letztes Jahr in Berlin. Meine Teilnahme stand in dem Moment fest, als ich erfuhr, dass Robert Englund an der Veranstaltung teilnehmen würde. Auf meiner persönlichen Wunschliste, die mein ganzes Leben umfasst, stand seit Jahren auf Platz 2: einmal Robert Englund treffen. Diesen Wunsch konnte ich mir dort erfüllen. Obwohl ich als Pressevertreter vor Ort war, kaufte ich mir ein Foto-Ticket. Ich finde das sonst ziemlich absurd, aber für diesen Menschen machte ich eine Ausnahme. Zurück zum Thema: Für so viele Themen-Bereiche, die diese Convention umfassen, fand ich die Veranstaltungsfläche ziemlich klein. Es drängte sich Stand an Stand. Die Stargäste wurden für die Autogrammstunden in eine Halle gesetzt, die natürlich jeder betreten durfte. Es ist klar, dass man diese gerne sehen möchte, also die bekannten Gesichter. Diejenigen, die sich ein Autogramm gekauft haben, standen auch alle in der jeweiligen Schlange. Was allerdings untersagt war: Man durfte keine Bilder von ihnen schießen. Dass Selfies nicht möglich waren, erklärte sich von alleine, da es ja dafür die seperaten Fotoshootings gab. Aber es war ja noch nicht mal erlaubt ein Foto aus der Ferne zu schießen. Selbst mir als akkreditierte Journalistin wurde es verboten. Das fand ich schon ein wenig frech. Deswegen sprach ich, sofern es möglich war, immer mit den Gästen oder deren Anhängsel, ob ich ein paar Bewegtbild-Aufnahmen tätigen könne. Das stellte kein Problem dar. Die Fotoshootings liefen auch nach dem Fließband-Verfahren ab. Es blieb meistens kaum Zeit für ein ganz normales Hi, weil man dann schon von den Helfern eine Ermahnung erhielt. Allgemein fand ich die ganzen Helfer und Organisatoren ziemlich unfreundlich. Eine angenehme Unterhaltung mit einem Mitarbeiter konnte ich an diesem Tag an einer Hand ablesen. Es war alles ziemlich unorganisiert. Niemand hatte einen klaren Durchblick. Zwei Dinge fand ich aber besonders traurig: 1. Für den Panel-Bereich wurde nur ein kleiner Teil einer Halle provisorisch hergerichtet. Das hieß für besonders beliebte Panels, dass nicht alle in diesen kleinen Bereich passten und einigen somit der Zutritt verwehrt wurde. Für was hat man sich sonst eine Karte gekauft? Ach und dann gingen diese auch nicht sonderlich lang. 2. Dadurch, dass so viele Stargäste mit unterschiedlichem Bekanntheitsgrad eingeladen wurden, saßen viele Gäste wie die Hühner auf der Stange und beobachteten das Geschehen in der Halle oder spielten auf ihrem Smartphone rum. Es machte einen teilweise traurig, wenn man sich das mit ansehen musste. Da frage ich mich, warum immer Massen eingeladen werden müssen. Zumal es sich auch manchmal um Schauspieler/innen oder dergleichen dreht, die nur in kleinen Rollen irgendwo zu sehen sind. Dafür gab es ziemlich coole Kostümierungen. Die Cosplays waren wohl das Highlight dieser Veranstaltung. Da war ich teilweise wirklich beeindruckt.  Fazit: So wirklich begeistert hat mich diese Veranstaltung im Nachhinein doch nicht.

Aber wieso sollte ich nach dieser Erfahrung der EECC keine Chance geben? Nur, weil die CC in Berlin ziemlich chaotisch verlief, musste das ja nicht automatisch heißen, dass die EECC auch ein Reinfall wird. Jedenfalls konnten sie schon mal bei den Ticketpreisen bei mir punkten. Egal ob man sich ein Ticket für einen Tag oder für drei Tage kaufte: Sie waren wesentlich günstiger als die Preise, die ich aus Deutschland kannte. Außerdem war es cool, dass es keine V.I.P.-Tickets gab. Klar, natürlich haben solche Tickets ihre Vorteile, doch in meinen Augen sind sie zum Einen mal wieder viiiiiieeel zu überteuert und zum Anderen hat man auch nicht mehr Vorteile als ein normales Ticket beinhaltet. Die EECC bot also Gleichberechtigung für alle.

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Ein Foto mit Pikachu: Für dieses Mädchen ging der Traum in Erfüllung.; Foto: Anna-Lena Kramer

An dem Freitag gab es noch keine Stargäste. Deswegen konnte man sich da ganz in Ruhe mit dem Erkunden der Hallen und Stände beschäftigen. Davon gab es recht viele. Es fiel gleich auf, dass eindeutig mehr Platz geboten wurde. Wenn man sich näher mit den Ständen beschäftigte, konnte man auch schnell feststellen, dass viele besondere Angebote parat hatten. Fanshirts wurden teilweise für (jetzt haltet euch fest) 5 Euro oder 15 Euro rausgehauen. Die teuersten Shirts kosteten umgerechnet rund 18 Euro. Aber auch andere Sachen wurden unglaublich günstig verkauft. Natürlich kommt einem da der Messerabatt in den Sinn. Aber selbst SO viel Vergünstigungen gibt es auf einer deutschen CC nicht. In der Gaming Area konnte man ziemlich viele Spiele und Konsolen austesten. Für Gamer ein absolutes Paradies. Außerdem konnte man auch gegeneinander antreten. Draußen gab es einen Food Court und einen DJ. Und wo wir gerade bei Essen und Trinken auf einer Messe sind: Während man sich in Deutschland kaum traut sich etwas vor Ort zu gönnen, weil die Preise einfach übertrieben hoch sind, muss man sich in Rumänien keine Sorgen machen, dass der Geldbeutel schnell leer wird. Wenn man die Mitarbeiter beobachtet, bekommt man auch schnell mit, dass sich jeder seiner Aufgabe bewusst ist – und zwar das ganze Wochenende lang. Außerdem sind sie überwiegend freundlich. Was das Sprachverständnis betrifft: Alle, mit denen ich mich unterhalten habe, konnten Englisch.

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Eines der Highligts: der Eiserne Thron von „Game of Thrones“.

Ab Samstag waren auch die internationalen Schauspieler auf der Romexpo. Es gab eine extra Halle für die Panels. Sie war bestimmt zwölfmal so groß wie der Bereich, der auf der CC in Berlin dafür abgesperrt war. Es gab viele Sitzmöglichkeiten und auch noch ganz viel Platz zum Stehen. So konnte wirklich jeder an seinem Lieblings-Panel teilnehmen. Einige der vorderen Sitze waren zwar reserviert, aber nur für Mitarbeiter. Ansonsten konnte man den Platz frei wählen. Ich finde das Prinzip besser anstatt einem das Geld aus der Tasche zu ziehen, damit man so weit wie möglich vorne sitzen kann. Bestes Motto: „Wer zuerst kommt, malt zuerst.“ Jedes Panel ging rund eine Stunde. Das wäre in Berlin ein Traum gewesen. Aber man muss bedenken: Es gab insgesamt nur sechs Stargäste. Zwei von ihnen waren Samstag und Sonntag anwesend; die anderen jeweils an einem Tag. Und ganz ehrlich: Ich finde das viel angenehmer. Es kommt nicht darauf an, dass besonders viele Gäste anwesend sind. Wenn man interessante Leute einlädt, dann kann so eine CC auch erfolgreich sein. Das Prinzip funktioniert zumindest in Bukarest, wie ich selbst gesehen habe. Jedes einzelne Panel war gut besucht. Und so war es auch mit den Autogrammstunden und Fotoshootings. Wenn ein Schauspieler einen Termin hatte, gab es auch eine lange Schlange. Niemand von denen musste sich fehl am Platze fühlen. Das taten sie auch nicht. Sie waren alle sehr sympathisch und haben sich gefreut, dass sie ihren Fans so nahe kommen durften. Es war sogar preislich im Rahmen des Möglichen, sich ein Autogramm oder Foto mit seinem Liebling zu leisten. Erfahrene CC-Besucher wissen, wie viel Geld sie teilweise in solche Dinge investieren müssen. In Deutschland würden wir sagen, dass man diese Sachen für einen Spottpreis erwerben konnte. Vor allem wenn man mal überlegt, wer alles zu den Gästen zählte: Craig Parker, Christopher Judge, Ellie Kendrick, Jefferson Hall, Nathaniel Buzolic und Tom Wlaschiha. Das sind keine unbekannte Namen. Umso schöner war es dann auch noch, dass bei den Terminen keine Hektik herrschte. Es lief alles ziemlich herzlich und gelassen ab. Bei den Fotoshootings musste es zwar schon etwas schneller vorangehen. Doch niemand wurde böse von der Seite angemacht. Es schien wirklich alles recht gelassen zu sein. Sowas habe ich persönlich noch nirgends erlebt. Das faszinierte mich sehr. Es faszinierte mich nicht nur, es machte mich auch glücklich – glücklich für mich und glücklich für alle Besucher. So viele strahlende Gesichter habe ich auch noch auf keiner Messe gesehen.

In Deutschland soll immer alles so professionell ablaufen. Aber ganz ehrlich? Das tut es nicht. Absolut nicht. Und in den Augen vieler Deutschen hat Osteuropa einen ziemlich schlechten Ruf. Aber wenn ich jetzt z.B. nur mal die Veranstaltungen mit denen in meinem Heimatland vergleiche, muss ich schon gestehen, dass wir den Mund immer ziemlich voll nehmen. Wir können uns in Sachen Organisation z.B. sehr viel von den Rumänen abschauen. So könnten Messen wie beispielsweise die YOU oder auch die German Comic Con (GCC) für alle ein tolles Erlebnis werden. Weniger ist manchmal mehr, was die Anzahl der hochkarätigen Gäste betrifft. Natürlich hängt da immer so viel mehr dran als die Dinge, die ich hier gerade alle nebenbei mal aufgezählt habe. Aber es funktioniert meines Erachtens nach viel besser. Am Ende des Tages möchte doch jeder, egal ob Organisator, Künstler, Aussteller, Helfer oder der Besucher mit einem breiten Grinsen das Messegelände verlassen und mit diesem auch einschlafen oder etwa nicht?!

Einen groben Bericht über die EECC könnt ihr auf der Website der Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien von mir lesen: http://www.adz.ro/artikel/artikel/wenn-superhelden-gestalt-annehmen/

Mehr zur East European Comic Con: http://comic-con.ro/

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