Bisher habt ihr hier von großen Filmproduktionen, bekannten Regisseuren und Schauspielern gelesen. Jetzt möchte ich aber mal ein wenig davon abweichen. Heute möchte ich euch von einem Kapitel aus meinem Leben erzählen, wovon ich im hohen Alter noch schwärmen werde.
2010 lernte ich Christopher Schmidt kennen. Er drehte Comedy-Clips für YouTube und er erfand eine Figur, AggroChris, mit der er bekannte Songs parodierte. Uns verband vor allem die Liebe zum Drehen, aber auch die Liebe zum Kino. Irgendwann zog ich mit ihm zusammen los und wir produzierten einige Clips für das Internet. Vor allem seine Parodien als AggroChris kamen sehr gut bei den Zuschauern an. Irgendwann kamen wir auf die Idee, dass wir einen eigenen, großen Film produzieren wollten. Es sollte auf jeden Fall eine Komödie rund um seine Figur als AggroChris sein. Und plötzlich erwischten wir uns dabei, wie wir unsere groben Ideen aufschrieben und an der Umsetzung feilten. Genug Freunde und Bekannte hatten wir, die an unserem Projekt mitwirken wollten. Eine Kamera besaßen wir ja sowieso. Als der grobe Plan stand, ging dann auch schon der erste Dreh los. Ganz ohne Drehbuch. Ich war zwar von Anfang an dafür, aber das wäre ja nochmal mehr Arbeit gewesen. Denn wir waren nicht nur Produzenten, sondern nahmen auch gleichzeitig die Positionen des Regisseurs, des Kameramannes oder der -frau ein, genau wie die Position des Tonmannes oder der -frau, Darsteller, Cutter/in usw. – wir haben halt alles in einer kleinen Gruppe verkörpert, was an einem richtigen Set hunderte oder tausende von Leuten verkörpern. Das Genre war ganz einfach zu definieren: Trash- und/oder gerne auch Low-Budget-Movie. Aber das war so gewollt. Und schon nach einer relativ kurzen Zeit war er fertig: unser erster Film. Sommerferien sei Dank. Für Amateure konnten wir wirklich stolz auf unser Werk sein. Es ging auch tatsächlich über eine Stunde. Eigentlich sollte es auch ein Film für YouTube werden, aber irgendwie kam es dazu, dass wir den Film dann auch in einem kleinen Kino abspielen durften. Es gab auch eine richtige Premiere. Zu unserer Überraschung kamen auch viele Leute, jung und alt, die sehen wollten, was wir da auf die Beine gestellt hatten. Und er kam gut an – im Kino und im World Wide Web. So gut, dass wir uns sogar dazu entschlossen eine Fortsetzung zu drehen.
So begann das Ganze wieder von vorne. Der einzige kleinen Unterschiede: Während eines Drehtages verschwand unsere Kamera und so kam es dazu, dass Christopher sich eine professionelle Kamera besorgte und wir auf einmal in FullHD produzierten. Und das fertige Stück ging auf einmal um die 120 Minuten. Im Endeffekt gab es wieder eine Premiere im Kino. Doch dieses Mal gab es die doppelte Anzahl an Vorstellungen und jeder Platz im Saal war auf einmal besetzt. Dieser Film kam aber noch besser an als der Vorgänger. Christopher und ich merkten, dass genau das unser Ding ist. Wir wollten weiter machen.
Aber es sollte sich was ändern. Wir wollten nicht mehr nur (für uns) erfolgreichen Trash produzieren, sondern es sollte etwas gehobener und professioneller werden. So kamen wir auf die Idee eine Liebeskomödie zu schreiben und zu drehen. Ja, dieses Mal sollte es auch ein Drehbuch geben – und das gab es auch. Aber hier wurde auch vieles richtig gemacht. So konnten wir alles viel logischer gestalten und bauten weniger Fehler ein, die dem Rezipienten nicht logisch erscheinen würden. Außerdem holten wir uns einige neue Leute mit an Bord. Leute, von denen wir wussten, dass sie bestimmte Rollen authentisch verkörpern konnten. Wir konzentrierten uns auch auf wechselnde Kameraeinstellungen und fertigten ein kleines Storyboard an. Der Aufwand wurde immer größer und der Dreh viel länger. Da wir dieses Mal einige Darsteller mit am Start hatten, die nicht in unserer Nähe gewohnt haben, mussten wir die Drehpläne manchmal abändern und einige Rollen auch spontan umbesetzen, wenn jemand absolut nichts mehr in naher Zukunft einrichten konnte. Oder wenn Sponsoren absprangen, mussten wir auch nach einer Alternative suchen. Doch die ganzen Strapazen haben sich wieder gelohnt. Wieder gab es eine Premiere im Kino, doch wir hatten auch gleichzeitig Angst, dass unser neues Genre nicht so viel Anklang finden würde, wie unsere Trash-Produktionen. So brechend voll wie bei der letzten Premiere war es nämlich nicht. Doch das Publikum war begeistert von unserem Experiment. Vor allem die YouTube-Community fand Gefallen an „What is Love!?“. Und so kamen wir auf der Aftershow-Party (ja, sowas gab es dieses Mal komischerweise auch) zu dem Entschluss: eine Fortsetzung muss her – was auch sonst. Wieder schrieben wir neue Geschichten, casteten neue Gesichter, konzipierten Drehbücher und -pläne und drehten was das Zeug hält. Das war halt unsere große Liebe und wir hatten sichtlich Spaß an der Sache, egal wie stressig es manchmal war. Wir steckten so viel Herzblut in diese Produktionen, denn teilweise verarbeiteten wir auch Dinge, die wir wirklich erlebt hatten. Es folgte wieder eine Premiere, ein überwältigtes Publikum, eine glückliche YouTube-Crowd. Das alles zeigte uns, dass wir alles richtig gemacht haben, wozu wir imstande waren.
Wir wollten weiter machen, doch da wir alle älter geworden sind, teilweise die Schule beendet und eine Ausbildung angefangen haben, gestaltete sich das alles nicht mehr so einfach. So einige Projekte standen in den Startlöchern, wurden teilweise begonnen, konnten aber nicht mehr bis zum Ende durchgezogen werden.
Was ich aber eigentlich damit sagen will: Für unser damaliges Alter haben wir ganz schön was auf die Beine gestellt. Wir haben das gemacht, was uns so viel Spaß und Freude bereitete. Aus unseren Träumereien wurde Realität.
Doch zurück zu den Themen Film und Kino: Es ist harte Arbeit, solche riesigen Filmprojekte umzusetzen. Idee – Konzept – Ausstattung – Darsteller – Produktion – Musik – Post – Produktion – Veröffentlichung. Das ist nur ein kleiner Teil von dem, was wir alles an Aufgaben übernommen haben. An einem richtigen Set sieht das alles nochmal ganz anders aus. Aber obwohl wir Amateure waren und teilweise auch noch sind: Wir können stolz auf uns sein. Und ganz nebenbei hat man auch noch neue Freunde gewonnen.
Das war mein kleiner Exkurs zum Thema Eigenproduktion. Es war mal ein bisschen was anderes, aber ich würde nicht sagen, dass es nicht zum Blog passt. Schließlich sind es meine eigenen Erfahrungen, die ich gesammelt habe. Und zudem war ich ein Teil großer Teil davon. Ein großer Teil von einer Zeit, an die ich mich heute auch schon sehr gerne zurückerinnere.
Doch wer weiß, was noch kommt. Neujahr haben Christopher und ich festgehalten, dass wir eines Tages etwas Großes produzieren werden. Und was wir bisher gesagt haben, dass… ach, ihr wisst schon. Ansonsten lest ihr den Beitrag einfach nochmal von vorne.
Das hat Erinnerungen aufkommen lassen
LikeLike