Das etwas leisere Festival: „Auf die Ohren“ feiert zweite Ausgabe

Ein Termin, auf den alle Podcast-Fans hingefiebert haben, war der 13. Juli. An diesem Tag sollte das Auf die Ohren Festival seine zweite Ausgabe feiern. Nachdem das Event im vergangenen Jahr am Fahrlander See in Potsdam stattfand und von hunderten Besuchern gut aufgenommen wurde, sollte es 2019 etwas größer werden, aber dennoch familiär bleiben. So kamen Max und Jakob von dem Podcast BesteFreundinnen, die das Festival ins Leben gerufen haben, auf die Idee, die Veranstaltung auf eine Insel zu verlegen. Dafür wurde Lindwerder in Berlin als Nachfolger auserkoren. Und es sollte sich lohnen.

Ines Anioli (links) und Leila Lowfire von Besser als Sex teilen ihre intimsten Geheimnisse mit den Hörern. Foto: Anna-Lena Kramer

Bei herrlichem Sonnenschein ging es mit dem Rad oder dem kostenfreien Shuttleservice Richtung Fähre, welche die Besucher auf die Insel brachte. Drüben angekommen bot sich den Gästen ein einladendes Bild. Überall wurde das Gelände liebevoll von den fleißigen Helfern dekoriert. In den Bäumen hingen beispielsweise Traumfänger. Spiegel mit verschiedenen Sprüchen wie „You are super awesome“ versteckten sich an den unterschiedlichsten Ecken. Die drei größten Attraktionen, die zwei Bühnen und das Zeltchen, befanden sich in unmittelbarer Nähe, sodass jeder die Möglichkeit hatte, bei den Aufzeichnungen seiner Lieblings-Podcasts und bei den Live-Sessions dabei zu sein. Im Laufe des Tages trudelten rund 2.500 begeisterte Podcast-Konsumenten auf der Insel ein, welche die einzigartige Atmosphäre des Festivals in vollen Zügen genossen. Sie nahmen auf den liebevoll hergerichteten Plätzen und Tribünen Platz, kamen aber auch mit Picknickdecken und richteten sich ihren eigenen Ort zum Verweilen her. Denn im Gegensatz zu Musikfestivals ist dieses Event eher ruhig. Hier lauschen alle dem gesprochenen Wort der Künstler. Es ist vielmehr eine gemütliche Erzählrunde, wo alle integriert werden. Besonders zeichnete sich dabei wieder die Themenvielfalt aus, die auf den Bühnen geboten wurde. Während Leila Lowfire von Besser als Sex darüber plauderte, dass sie in ihrer Schwangerschaft besonders horny ist und Robin Blase und David Hain von den Lästerschwestern sich über einen DPA-Artikel über Frauke Ludowigs Frühstücksvorliebe echauffierten, teilte Journalist Thilo Mischke in seinem Uncovered-Podcast mit den Besuchern, wie er sich auf seine Reportagen in Kriegsgebieten vorbereitet und dass er am nächsten Tag für Dreharbeiten nach Bagdad (Irak) fliege.

Stand-Up-Comedian Kawus Kalantar unterhielt die Gäste auf der Seebühne. Foto: Anna-Lena Kramer

Neben den ganzen Podcast-Aufzeichnungen wurden auch noch andere Aktivitäten angeboten. So konnten sich die Inselbesucher in Sachen Podcast-Produktion und Stand-Up-Comedy bilden lassen. Außerdem konnten die Gäste ihren eigenen kleinen Podcast in einem gebrandeten Auto mit Mikros von Beyerdynamik aufzeichnen und sich somit für einen Roadtrip qualifizieren. In der Fotobox von Spotify wurden visuelle Erinnerung geschaffen. Richtig Action gab es auf dem Wasser, als das groß angekündigte Bananenboot zum Einsatz kam. Mit mächtig Speed ritten die Teilnehmer auf den Wellen der Havel und hatten dabei eine Menge Spaß. Wer sich nach ein bisschen Ruhe sehnte, konnte sich ein etwas abgelegenes Plätzchen auf der Insel suchen und die Seele baumeln lassen.

Auch Mitinitiator Jakob von BesteFreundinnen wirkte am Veranstaltungstag wesentlich entspannter als beim ersten Event. „Es war wieder so schön freundschaftlich und toll, alle Podcaster auf einen Haufen zu haben“, erzählt er. Vor allem die Organisation funktionierte besser, findet er. Aus der Sicht der Besucher ist da allerdings noch Luft nach oben. Denn viele Gäste mussten teilweise über zwei Stunden anstehen, um an einem der vegetarischen oder veganen Imbissbuden etwas Schmackhaftes zum Stärken zu bekommen. Einige Stände mussten bereits kurz nach 16 Uhr schließen, da alle Vorräte verköstigt wurden. So kam es dazu, dass die Veranstalter gegen Ende 100 Pizzen for free orderten, die sich alle teilen konnten. Auch in Sachen Shuttle lief nicht alles glatt. Die Busse ließen teilweise lange auf sich warten. Gerade in den Abendstunden wurde es kritisch, als viele Besucher, die den Heimweg antreten wollten, buchstäblich im Regen standen. Die Drängelei, um einen Platz im Fahrzeug zu ergattern, war groß. Dennoch herrscht auf dem gesamten Gelände eine Freundlichkeit, die von allen Seiten zu spüren ist. Das wird vor allem in den Momenten deutlich, wo der Regen sich von seiner besten Seite zeigt und selbst die Podcaster die Hörer dazu einladen, sich ein Plätzchen auf der Bühne zu suchen. Dies funktionierte auch ohne Probleme. Und genau das ist es, was Jakob als freundschaftlich beschreibt und was diese Veranstaltung zu etwas ganz Besonderem macht.

Thilo Mischke (links) von Uncovered teilt zusammen mit seinem Kameramann Michael Menzel, auf was Journalisten achten müssen, wenn sie aus Kriegsgebieten berichten. Foto: Anna-Lena Kramer

„Das Gelände war wahnsinnig schön, aber nicht so intim wie das andere“, findet Jakob. Das mag vielleicht auch daran liegen, dass von Jahr zu Jahr mehr Menschen auf das Festival aufmerksam werden und sich für einen Besuch entscheiden. Einen richtigen Rückzugsort gibt es selbst für die prominenten Gäste nicht. Diese genießen es aber, mit ihren Hörern ins Gespräch zu kommen. Hierbei handelt es sich um keine Massenabfertigung, sondern um persönliche Konversationen, die geführt werden können. Mit anderen Veranstaltungen dieser Art kann das Festival kaum verglichen werden. So dürfen sich die Fans auch im nächsten Jahr auf eine Fortsetzung freuen, kündigt Jakob bereits an. Auch wieder auf Lindwerder. Mit Sicherheit werden nicht nur wieder interessante Podcaster zu erleben sein, sondern auch die Besucherzahl wird erneut in die Höhe steigen. Vorfreude ist garantiert.

Max und Jakob (von links) möchten auch 2020 das Festival auf Lindwerder veranstalten. Foto: Anna-Lena Kramer

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