Die erste Ballettproduktion der Spielzeit 2017/2018 steckt voller Spannung und Fragen. Es ist ein Krimi, den der Ballettdirektor und Chefchoreograf Gonzalo Galguera erzählt, inspiriert vom US-amerikanischen Film noir. Was ist Realität und was ist Einbildung?
Ein Mann legt eine tote Frau in einer dunklen Gasse nieder. Hat er sie umgebracht oder nicht? Er selbst scheint es auch nicht zu wissen. Die Polizei nimmt ihn fest und verhört ihn. Doch er kann fliehen. Nach einer Filmpremiere begegnet er der Hauptdarstellerin und will Kontakt zu ihr aufnehmen. Doch sie zeigt ihm die kalte Schulter und er gerät in der feiernden Menge immer mehr ins Abseits. Die Polizei ist ihm auf den Fersen. Sie kommen ihm auf die Schliche, aber eine andere Frau versteckt ihn. Aber auch diese bleibt nicht bei ihm. Auch in New York hat der Mann kann Glück: Eine erfolgreiche Frau weist ihn ebenfalls ab. Doch plötzlich sind auf einmal alle Frauen, denen er in der letzten Zeit begegnet ist, da. Bildet er sich das nur ein? Letztendlich sieht er wieder die tote Frau zu seinen Füßen…

Tod, Schein, Einsamkeit, Treiben, Wahn – diese fünf Teile des Balletts könnten verschiedener nicht sein. Nicht nur die Geschichten, die tänzerisch erzählt werden, tragen dazu bei. Einen Großteil übernimmt die facettenreiche Musik US-amerikanischer Komponisten des 20. und 21. Jahrhunderts. Das stark rhythmische Orchesterstück „Tambor“ von Joan Tower sticht dabei besonders heraus. Doch man hört auch die Unterschiede zu den Großstadt-Kompositionen und den ländlichen Tönen Amerikas heraus. Von ruhigen bis zu dynamischen Nummern ist in „American Noir“ alles vertreten. Die Protagonisten des Balletts ziehen dazu noch einen endgültig in den Bann. Nicht nur tänzerisch fesseln sie das Publikum mit ihren grazilen und anmutigen Bewegungen, sondern auch von ihrer Mimik und Gestik. Gonzalo Galguera hat die Herausforderung Film noir für die Bühne des Balletts einwandfrei mit seinen starken Hell-Dunkel-Kontrasten verstanden und einen spannenden Krimi erschaffen. Ob der Hauptprotagonist Wahnvorstellungen hat oder ob das alles wirklich so passiert, bleibt bis zum Ende offen.
Handlungsballette finden immer mehr Anklang auf den Bühnen. Hinter diesen Erzählungen steckt viel mehr als einfach nur Tanz. Gerade dieser Aspekt lockt immer mehr Theater-Liebhaber auch in solche Aufführungen. Auch das Theater Magdeburg kriegt das mit und gibt solchen Stücken gerne eine Chance. Karten für „American Noir“ gibt es unter www-theater-magdeburg.de.
