Es wird nicht umsonst als das “stille Örtchen” bezeichnet: die Toilette. Man möchte dort in Ruhe sein Geschäft erledigen. Auch mir geht es so. In den eigenen vier Wänden ist das natürlich kein Thema. Aber in der Öffentlichkeit sieht das natürlich anders aus – oder halt auf Arbeit. Sollte man über ein solches Thema nicht lieber schweigen? Nein. Ich rede ja schließlich nicht über Konsistenzen oder ähnlichen (ekligen) Dingen, die einem zuerst in den Sinn kommen, wenn man etwas über diese Materie aufschnappt.
In der Redaktion gibt es drei Etagen. Alle drei Etagen haben ein eigenes WC. Unten gibt es jeweils eine Toilette für Damen und für die Herren eine Kabine. Auf der zweiten Etage gibt es ein Bad mit einer Dusche, wo auch ein Klo und sogar ein Bidet daneben steht. (Für diejenigen, die nicht wissen, was ein Bidet ist: ein Sitzwaschbecken, welches zur Reinigung der Genitalien und auch der Füße dient.) Wie es oben aussieht, weiß ich leider nicht. Ich befinde mich auf der mittleren Ebene. Dieses Örtchen ist auch nur für uns fünf Frauen gedacht, die auf dieser Etage arbeiten. Ich benutze dieses aber nur in seltenen Fällen. Aber warum? Nun, das Bad ist mit zwei Türen versehen. Die eine Tür verbindet das Bad und den Flur und die andere verbindet das Bad mit dem Büro der Chefin. Folgende Vorstellung befindet sich in meinem Kopf: Meine Chefin kann, während sie einen Artikel über den Verbrauch von Toilettenpapier liest, hören, was ich nebenan fabriziere. Irgendwas sagt mir zwar, dass die Wände so dick sind, dass man bestimmte Geräusche nicht hören kann, aber ich gehe lieber auf Nummer sicher und nehme das WC, welches sich unten befndet.
Das sollte doch eigentlich dann die optimale Lösung sein, oder? Da muss ich euch leider enttäuschen. Sie ist es nicht. Wie schon erwähnt, befindet sich das WC für Frauen direkt neben das der Männer. Kurz erklärt: ein Raum, zwei Toiletten, die durch eine Wand und die jeweiligen Türen getrennt sind. Diese Wand ist aber nicht komplett hochgezogen. Was sagt uns das? Es ist möglich, dass beide Toiletten zur gleichen Zeit besetzt sind. Und für mich wäre bzw. ist das die Hölle, denn jetzt mal ehrlich: Es möchte niemand wissen, wie es sich anhört, wenn der Arbeitskollege sein Wasser oder andere Dinge wegbringt. Ich versuchte wirklich diesen Dingen aus dem Weg zu gehen, doch natürlich ließen sie sich leider nicht vermeiden. So kam es in den ersten zwei Wochen vor, dass ich immer wieder ein überraschendes Rendezvous mit einem meiner männlichen Kollegen an jenem Ort hatte. Das Gruselige an der Sache war, dass wir uns mehrmals täglich an diesem Standort trafen, ohne uns verabredet zu haben. Meistens war er aber schon am Waschbecken, als ich den Raum betrat. Doch auch das nervte mich schon, denn ich suchte nicht das WC auf, um darüber mit ihm ein Pläuschchen, warum ich es nicht so gut finden würde, wenn mein Fußballverein dieses Jahr in die 2. Liga aufsteigen würde, sondern um andere Dinge zu erledigen. Aus diesem Grund fing ich irgendwann an, mich an die Tür heranzuschleichen und sie leise zu öffnen und um zu sehen, ob sich jemand auf dem Herren-WC befand. Und natürlich ging mein Plan nicht so auf, wie ich ihn mir vorstellte. Denn während ich die Haupttür leise öffnete, ging in diesem Moment die Türe seiner Örtlichkeit auf und er kam wieder heraus. Ich reagierte wie ein erschrockenes Kind und lief jedes Mal weg. Und wenn ich das Wort „Laufen“ erwähne, dann meine ich das auch so. Es liegt nicht daran, dass ich mich mit ihm nicht verstehe, sondern ich möchte einfach nicht, dass sich unsere Wege dort noch ein weiteres Mal kreuzen. Ich spielte sogar irgendwann mit dem Gedanken, ob ich ihm nicht einfach via Facebook eine Nachricht schicke und frage, ob er gerade auf Toilette ist oder nicht. Aber ich tat es nicht. Natürlich suchen meine anderen männlichen Kollegen auch mal das WC auf, aber die treffe ich dort nie. Ich begegne immer nur ein und derselben Person. Mittlerweile habe ich aber seine Pinkel-Pausen studiert und weiß ganz genau, wann ich unten meine Ruhe (vor ihm) habe.
Na gut, eigentlich ist es nicht mit Ruhe verbunden, denn ausgerechnet die Toilette für die Frauen kann man nicht abschließen. Ergo: Man versucht innerhalb von wenigen Sekunden mit allem fertig zu werden – mit was auch immer. Warum ich mich so stresse? Nun, ich möchte einem ungeduldigen Klopfen entgehen und auch nicht die Frage beantworten, ob das Örtchen gerade besetzt ist, um dann draußen auf eine meiner Kolleginnen zu treffen. Eigentlich würde ich sogar das WC für die Männer benutzen, aber bei meinem Glück würde jener Kollege auf einmal vor der Tür stehen. Aus diesem Grund schlug ich mir den Gedanken recht schnell wieder aus dem Kopf.
Mittlerweile bin ich aber pfiffig und weiß, wie ich all diesen Situationen entgehen kann. Zum Einen muss ich gar nicht mehr so oft auf Toilette. Das lag in den ersten Wochen nur daran, weil ich etwas krank war und täglich gefühlt den riesigen Wasserspender allein geleert habe. Wenn ich wirklich mal etwas wegbringen muss, dann ist morgens vor der Redaktionssitzung und nachmittags, wenn ich Feierabend mache, der ideale Zeitpunkt dafür. Und was mache ich, wenn ich zwischendurch mal das Bedürfnis verspüre? Ganz einfach: Ich warte einfach, bis meine Chefin nach oben oder unten geht und schlendere dann ins Badezimmer und muss mir keinen Stress machen. Wenn ich eine Sache gut kann, dann Lösungen finden.