WARNUNG!
Der folgende Text enthält Spoiler aus „Star Wars: Das Erwachen der Macht“, „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“, „Mockingjay – Part 2“, „Breaking Dawn – Biss zum Ende der Nacht“ und „Der Hobbit – Die Schlacht der Fünf Heere“. Das Weiterlesen besteht auf eigene Gefahr.
Als ich neulich zur Bibliothek fuhr, fiel mir dort der „Uni Spiegel“ ins Auge. Schon das Cover schmückte bekannte Gesichter wie z.B. das von Benedict Cumberbatch, Neil Patrick Harris und Bryan Cranston. Und dann las ich den dazugehörigen Titel namens „Pssst! Die skurrile Angst vor Spoilern“. Mein Interesse war geweckt. Deswegen nahm ich ihn mir mit und las den Artikel auf der Rückfahrt nach Hause. Der Autor, Francesco Giammarco, schrieb über Dinge, die mich immer wieder auf’s Neue beschäftigen. Vor einiger Zeit kam mir auch schon der Gedanke das Thema hier aufzugreifen, aber irgendwie kamen mir dann doch spannendere Dinge in den Kopf, die ich für das Seminar veröffentlichen wollte. Da mich zurzeit keine Studium-Sachen quälen, kann ich mir jetzt ausführlich Zeit nehmen, meine Gedanken zu dieser Thematik niederzuschreiben.
Mittwoch, 16. Dezember 2015: Ich sitze gerade in der Straßenbahn, als ein guter Freund mich in einem Beitrag auf Facebook markiert. Als ich sah, wofür die Markierung war, qualmte mein Kopf und ich hätte auf der Stelle die Straßenbahn mit meinen mentalen Kräften, die tief in mir verborgen sind, auseinandernehmen können. Dort war ein Bild von Chewbacca, wo drauf stand, dass er in „Star Wars: Das Erwachen der Macht“ sterben würde. Nachdem ich meine Wut etwas herunterfahren konnte, wurde mir aber auch schlagartig klar, dass ich noch nicht darüber nachgedacht habe, dass dort einer gleich abnippeln könnte. Ein paar Stunden später, als ich im Kino saß, konnte ich selbst ab einen bestimmten Zeitpunkt erahnen, dass Han Solo von seinem eigenen Sohn ins Jenseits befördert werden würde. Jaaa, es liefen ein paar Tränen, aber Hauptsache Chewie lebte noch.
Spoiler sind für echte Fans einer Reihe oder Serie der absolute Killer. Aber auch bei Einteilern kann man das ein oder andere Wort aufschnappen, was man eigentlich nicht hören wollte. Sie haben auf jeden eine ganz bestimmte Wirkung. Es gibt die Sorte Mensch, die Spoiler verabscheuen und innerlich zum Mörder mutieren. Dann gibt es auch noch Leute, die Spoiler brauchen. Sie gehen meistens entspannter an die ganze Thematik ran. Sie können somit ihre Emotionen steuern bzw. unter Kontrolle halten. Kurz: Sie fühlen sich besser.
Und dann gibt es auch noch diejenigen, die Spoiler auf den Tod nicht ausstehen können, aber mit ihnen leben. Zu denen zähle ich mich einfach mal dazu. Natürlich könnte ich explodieren, wenn ich etwas aus einem Film erfahre, was ich selbst herausfinden wollte. Aber ändern kann ich an der Tatsache nichts. Vielleicht hoffen, dass das Gesagte nicht der Wahrheit entspricht. Doch das trifft meistens nicht zu. Und seien wir mal ehrlich: Durch das World Wide Web können wir eh manchen Informationen nicht mehr entkommen. Das fängt doch schon bei der Facebook-Timeline an und hört bei Nachrichten-Portalen wieder auf. Wichtige Dinge aus Filmen und Serien werden nicht nur im Internet, sondern auch im Fernsehen bei den News selbst ausgeschlachtet. Wenn beispielsweise in der Seifenoper „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ jemand aussteigt oder den Serientod stirbt, erfährt man dieses schon Wochen oder Monate vor Ausstrahlung der Folge. Zuletzt konnte man das bemerken, als Dr. Frederic Riefflin (gespielt von Dieter Bach) den Löffel abgeben musste. Die eingefleischten Fans konnten sich also darauf vorbereiten. Gut, emotional war sein Tod jetzt nicht, aber Fakt ist, dass es bekannt war, dass er sterben würde.
Und ja, am meisten trifft es uns, wenn wir von dem Verlust eines Lieblingscharakters erfahren. Aber auch Schlüsseldetails, die gespoilert werden, machen einem das Leben nicht einfacher. Vor allem ist das bei Serien der Fall, da dort während eines längeren Zeitraums eine feste Bindung zu den Figuren entsteht. Man versteht sie. Man denkt wie sie. Man kann mit ihnen lachen und mit ihnen weinen. Man kann bestimmte Handlungen nachvollziehen oder auch nicht. Ist dann beispielsweise jemand weiter mit der Serie als man selbst und es wird ein Detail preisgegeben, was man noch nicht weiß und was evtl. die gesamte Handlung beeinflusst, ist das wirklich nicht cool. Ganz fürchterlich ist es, wenn jemand mit Absicht spoilert. Es kann aber auch mal passieren, dass man etwas unabsichtlich preisgibt. Und das tut jeder mal. Das kommt z.B. vor, wenn man in einer größeren Gruppe zusammensitzt und die Mehrheit sich über einen bestimmten Film oder eine bestimmte Serie unterhält. Irgendjemand ist (meistens) immer mit dabei, der noch nicht so weit ist. Oder denkt mal daran, wenn man in der Öffentlichkeit Gespräche aufschnappt. Was soll man machen? Ihnen den Mund verbieten? Sie auffordern sich einen anderen Platz dafür zu suchen? Was ist aber, wenn man solche Insider-Gespräche z.B. in einem Bus aufschnappt? Ich glaube nicht, dass jemand dafür extra die Notbremse ziehen und das Strafgeld zahlen würde, nur um Spoiler zu entgehen.
Doch hat sich schon mal jemand darüber Gedanken gemacht, dass Filme/Serien, die auf Büchern basieren, auch auf eine bestimmte Art und Weise einen Spoiler darstellen? Wenn man nämlich die Bücher vor dem Erscheinen des digitalen Bewegtbildes sieht, weiß man doch im Grunde genommen auch schon, was passiert. Natürlich sind diese Verfilmungen nie 1:1 mit dem Buch identisch, aber die Handlung und die Protagonisten sind trotzdem bekannt. Auch ich lese manche Bücher, bevor sie auf der großen Leinwand zu sehen sind. So wusste ich z.B. auch im Vorfeld, dass Finnick Odair (gespielt von Sam Claflin) in „Mockingjay – Part 2“ das Zeitliche segnen würde oder dass Bella Swan (gespielt von Kristen Stewart) in „Breaking Dawn – Biss zum Ende der Nacht“ nicht nur ihren geliebten Vampir Edward Cullen (gespielt von Robert Pattinson) heiraten, sondern mit ihm auch eine Familie gründen und selbst eine Unsterbliche werden würde. Ich wusste, worauf ich mich einlasse. Aber gleichzeitig bedeutete das auch für mich, dass ich Unwissenden gegenüber die Klappen zu halten habe.
Das ist ein Thema, worüber man sich lange streiten kann. Fakt ist aber, dass es Spoiler gibt und man sie nicht verhindern kann. Aber man kann Wege suchen, um sie zu umgehen. Ja, das funktioniert wirklich, obwohl das Internet es uns ein wenig erschwert. Ich persönlich liebe ja „The Walking Dead“, habe es aber noch immer nicht geschafft, mir eine Folge der sechsten Staffel anzusehen. Nun, ich weiß bis jetzt absolut nicht, was bisher passiert ist und ich hoffe, dass das so bleibt – bis ich natürlich selber dazu komme, mir die Staffel anzusehen.
Übrigens bin ich nach der Mitternachtspremiere von „Star Wars: Das Erwachen der Macht“ zwei Tage später mit meiner Mutter und einem Schulfreund nach Berlin ins IMAX gefahren, um den Film dort nochmal intensiver zu erleben. Meine zwei Begleiter wussten nicht, was passieren würde und ich versiegelte die ganze Zeit meine Lippen. Als dann die Stelle kam, an der Kylo Ren seinen Vater ermordete, brach für meine Mutter, die links neben mir saß, eine Welt zusammen, was ich an dem Tränenmeer erkennen konnte, was sich langsam vor meinen Füßen bildete. Nachdem wir dann den Kinosaal verlassen haben, musste mein Kumpel erstmal nach den richtigen Worten suchen, die seine Begeisterung ausdrücken sollten, während meine Mutter mir einen leichten Faustschlag auf meine linke Schulter gab und mich unter Tränen fragte: „Wieso hast du mir das nicht gesagt, dass Han Solo sterben würde? Dann hätte ich das etwas besser wegstecken können.“ Ich lächelte nur zufrieden. Obwohl ich sowieso immer versuche zu schweigen, wenn es um Filme/Serien geht, war es auch eine kleine Rache, da sie mir selbst ein paar Tage zuvor einfach verraten hat, dass Alfred in „Der Hobbit – Die Schlacht der Fünf Heere“ auch noch ins Gras beißt. Schweigen ist also ab und zu doch Gold.
Ich habe mir grade das Begleitbuch zum Star Wars-Film vorgenommen:
https://kinogucker.wordpress.com/2016/06/11/star-wars-das-erwachen-der-macht-die-illustrierte-enzyklopaedie/
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