„Wie kannst du nur so weit vorne sitzen? Da kriegt man ja einen steifen Nacken.“ Das ist eine Standardaussage, die ich immer wieder höre, wenn ich neue Bekanntschaften schließe. Doch für mich ist sie ganz leicht zu beantworten.
Den ersten Film, den ich zusammen mit meiner Mama im Kino gesehen habe, war „Mulan“. Ich war 4. Natürlich blieb mir der Mund offen stehen, als ich die riesige Leinwand sah und selbstverständlich zerrte ich meine Mutter in die erste Reihe. Als endlich die ersten bewegten Bilder auf die Leinwand projiziert wurden und der Dolby Surround Sound durch den Saal hallte, war es sofort um mich geschehen. Am liebsten hätte ich den Film nochmal geguckt, da ich so fasziniert von der Größe und der Lautstärke war. Aber als ich zum zweiten Mal ins Kino kam, setzte ich mich ein wenig höher. Reihe 4. Fand ich sogar noch besser als Reihe 1. Irgendwann kam aber der Kinobesuch, der mir absolut nicht gefallen hat. Ich musste zum ersten Mal in der Loge sitzen. Es war die dritte Reihe von hinten. Den Film konnte ich nicht zu 100 Prozent genießen, da ich öfters von Menschen, die vor mir saßen, abgelenkt wurde, da sie mitten im Film den Weg zum stillen Örtchen einschlagen mussten. Oder ich hörte ganz genau, wie mitten im Film Gespräche entstanden. Das lenkte mich enorm ab. Aber was mich am meisten gestört hat: Ich war nicht mehr mittendrin in der Welt, die sich auf der Leinwand abspielte, sondern ich saß vor einem riesigen Rechteck, wo ich halt auch die Sachen wahrgenommen habe, die nichts mit dem Streifen auf der Leinwand zu tun hatten. Im Nachhinein dachte ich mir, dass ich hätte warten können, bis dieser Film auf VHS (ja, ich habe meine ersten Filme noch auf einer Videokassette gesehen) erscheint und hätte ihn dann in Ruhe in meinem Kinderzimmer geguckt.
Die Loge, aber vor allem die Plätze ganz hinten, sind für mich persönlich der absolute Horror. Deswegen beantworte ich die Frage, die ich oben schon genannt habe, immer so:
Auf der einen Seite sitzt meistens niemand, der dich während des Films stören könnte, in deiner unmittelbaren Nähe. Außer du nimmst jemanden mit, der neben dir sitzt und eine etwas schwache Blase hat oder gerne auch mal ein Kommentar an einer ungünstigen Stelle ablässt. Das sind auch wieder zwei Punkte, die einen Störfaktor für mich darstellen. Sitzt jemand vor oder hinter mir, werde ich automatisch aufmerksam, wenn diese Person aufsteht und zur Toilette geht. Vor Spielfilmbeginn kann man auch noch sein Geschäft erledigen gehen, denn schließlich wird ja noch eine halbe Stunde Werbung gezeigt, für dich sich sowieso kaum jemand interessiert. Außerdem könnte ich es auch nicht verkraften einfach aufzustehen und einen Teil zu verpassen. Und ich bin auch absolut kein Freund von Gesprächen während der Filmvorstellung, weder hinter, vor, noch neben mir. Selbst wenn mir meine Begleitung manchmal eine Frage stellt, während ich schon selbst in der mir gezeigten Handlung bin, oder ein unangebrachter Kommentar kommt, fängt es in mir an zu brodeln. Das liegt nun mal in meiner Natur. Aber wo wirklich manchmal mein innerer Vulkan zum Ausbruch kommt, ist der Moment, wenn ich feststellen muss, dass Leute hinter oder vor mir sitzen, den Streifen lautstark kommentieren müssen ODER sich lautstark über private Angelegenheiten unterhalten. WARUM ZUR HÖLLE GEHT MAN INS KINO, WENN MAN NUR QUATSCHEN WILL? Dann kann man sich auch bei einer Person verabreden, wirft dann eine DVD oder eine Blu-ray ein und tauscht sich dort gegenseitig die neusten Storys aus. Aber doch nicht im Kino. Falls also irgendjemand diesen Blogeintrag lesen sollte und weiß, dass er gerne mal lautstark während einer Vorstellung quasselt und mit mir gemeinsam in einem Kinosaal sitzen sollte, in meiner unmittelbaren Nähe, der hat zwei Optionen. Option 1: Du bist ruhig, guckst den Film, redest später mit deiner Freundin/mit deinem Freund oder flüsterst deiner Begleitung ganz kurz was ins Ohr, wenn es WIRKLICH wichtig ist. Dann sollten wir auch gut miteinander auskommen. Oder Option 2: Du sitzt in meiner Nähe und ich verstehe jedes einzelne Wort, was du sagst, dann mache dich auf den Krieg der Welten gefasst. Das Kino ist kein Ort, wo man durchgehend Gespräche führt.
Wo ich innerlich auch immer einen Ausraster bekomme, ist, wenn Leute neben oder vor mir sitzen, die die ganze Zeit an ihrem Smartphone rumspielen. Es ist einfach total ablenkend, wenn du merkst, dass irgendwann immer mal wieder eine weitere Lichtquelle zwecks des Displays in dein Blickfeld gelangt.
Es ist auch sehr entspannend, wenn niemand hinter dir sitzt (außer der Saal ist voll) und du nicht irgendwann den Fuß deines Hintermannes in deinem Rücken spürst. Natürlich passiert dies (meistens) unbeabsichtigt, aber es ist doch schon ziemlich lästig, wenn derjenige hinter dir etwas nervös veranlagt ist und nicht still sitzen kann.
Aber was für mich das Allerschönste an der ganzen Sache ist: Sitze ich so weit vorne, kann ich viel besser in den Film hineingezogen werden. Es gibt nichts, was mich links und rechts ablenken kann. Außerdem spüre ich die Abgrenzung der Leinwand nicht, da ich der Leinwand so nahe bin, dass es sich anfühlt, als würde ich die Rolle eines stillen Beobachters in dem Film spielen. Ich kann die Figuren beinahe riechen, sie anfassen, sowie die Emotionen fühlen. Filmfreaks, die wirklich für diesen Moment ein Teil dieses Blockbusters sein wollen, können mich da vielleicht verstehen. Vor allem bei guten 3D-Filmen will man doch keine Abgrenzung sehen. Mittendrin statt nur dabei sein. Erleben. Fühlen. Das spielt für mich alles eine große Rolle.
Zum Thema „Nackenstarre“: Da kommt es glaube wirklich mal auf die Größe an. Natürlich meine ich damit die Körpergröße. Ich mit meinen 166cm kann also locker in den unteren Reihen sitzen, da ich mich in den Sitz kuscheln kann. Bei 192cm-Menschen sieht das ganz anders aus. Das ist also mein persönlicher Vorteil, dass ich nicht allzu groß bin.
Als „Terminator: Genysis“ im Kino erschien, gab ich ausnahmsweise mal nach und setzte mich mit meinen Freunden in die Loge. Reihe 6 von oben. Schon bevor die Werbung anfing, wollte ich einfach nur weinen. Es war schrecklich für mich. Ich konnte mich auch nicht in den Sitz kuscheln. Da war diese Abgrenzung, die ich so verabscheute. Ich habe den Film leider nicht so intensiv erleben können, wie ich es sonst immer getan habe. Das tat mir in der Seele weh. Es ist wirklich nichts für mich.
Wo ist also meiner Meinung nach der beste Platz im Saal? Exakt kann ich diese Frage nicht beantworten, da es auf die Größe des Saals ankommt. Aber er befindet sich definitiv zwischen Reihe 4 bis 6 in der Mitte. Dort könnt ihr nicht nur den Film sehen, sondern ihr werdet mit hineingesaugt.
Vielleicht stimmt ihr mir in manchen Sachen zu, aber vielleicht seid ihr auch wirklich Team Loge durch und durch. Jeder hat andere Prioritäten, was einen Kinobesuch betrifft. Jetzt kennt ihr meine. Es hat sich einfach angeboten, dass ich darüber mal einen Beitrag verfasse. Natürlich fasse ich mich in einem richtigen Gespräch viel kürzer, aber hier konnte ich meine Punkte etwas ausweiten. In Zukunft werde ich also meine neuen Bekanntschaften auf diesen Eintrag hier verweisen. Eine detailliertere Beschreibung von mir gibt es sonst nirgends.
Und bevor ich diesen Eintrag beende, teile ich euch noch mit, dass es sich auch gelohnt hat, bei „Star Wars – Das Erwachen der Macht“ in der vierten Reihe von unten zu sitzen. Warum? Lest den Beitrag nochmal von vorne. Apropos „Star Wars“: Im nächsten Beitrag werde ich euch ein bisschen was zu Episode 7 erzählen – ohne Spoiler.
Bis dahin habt ihr Zeit euch Gedanken zu machen, wo ihr gerne sitzt.